Die faszinierende Botanik der Hortensien – Ursprung, Artenvielfalt und botanische Besonderheiten

Die faszinierende Botanik der Hortensien – Ursprung, Artenvielfalt und botanische Besonderheiten

Hortensien (botanisch: Hydrangea) sind nicht nur beliebte Gartenpflanzen, sondern auch botanisch hochinteressante Gewächse mit einer langen Geschichte und weltweiten Verbreitung. In diesem Beitrag geben wir dir einen umfassenden Überblick über Herkunft, Artenvielfalt und botanische Besonderheiten dieser faszinierenden Pflanzenfamilie.

Systematik der Hortensien

  • Familie: Steinbrechgewächse (Saxifragaceae)
  • Gattung: HydrangeaHydro = Wasser, angeion = Gefäß – benannt nach der auffälligen Gefäßform der Blütenteile
  • Arten: Ca. 90 bekannte Arten – Sträucher, Bäume, Lianen

Herkunft und Verbreitung

Die Hydrangea-Gattung ist auf mehreren Kontinenten beheimatet:

  • Asien: Japan, China, Korea, Philippinen, Java, Ostindien, Himalaya
  • Amerika: Nord- und Südamerika

Wichtige Arten und Sorten

Art Herkunft Besonderheiten
Hydrangea macrophylla (Garten-/Ballhortensie)
von Siebold 1829 auch als Hydrangea hortensia und Smith 1799 als Hydrangea hortensis bezeichnet.
Japan Bekannteste Art in Europa
Hydrangea macrophylla ssp. serrata (Berghortensie) Japan Kleinere, feinere Blätter
Hydrangea arborescens (Schneeballhortensie) Nordamerika Weiße Blütenbälle
Hydrangea quercifolia (Eichenblatthortensie) Nordamerika Eichenblattähnliches Laub
Hydrangea anomala ssp. petiolaris (Kletterhortensie) Japan Selbstklimmende Art
Hydrangea paniculata (Rispenhortensie) Japan Rispenartige Blütenstände
Hydrangea aspera ssp. sargentiana/aspera (Samthortensie) Himalaya Großblättrig, samtige Blätter
Hydrangea heteromalla Himalaya Große weiße Blütenstände
Hydrangea involucrata Japan Weiche, filzige Blätter
Hydrangea stellata Japan Seltene, sternförmige Blütenform

Entdeckung und Beschreibung

Amerika:
Der Name Hydrangea wird erstmals in der Flora Virginica (1739) von Gronovius verwendet. Der schwedische Naturforscher Linné beschreibt dieselbe Pflanze in seinem Species Plantarum (1753). Hydrangea quercifolia wird als Art in Nordamerika von Bartram (1791) beschrieben. Hippolito Ruiz Lopez und Antonio Pavon y Jiminez sammelten in Südamerika Hortensien-Arten, gaben ihnen aber den Gattungsnamen Cornidia (1798).

Asien:
In Japan wurde Hydrangea schon über viele Jahrhunderte kultiviert, der Kontakt zur Außenwelt und zu Ausländern wurde aber sehr erschwert. Der japanische Herrscher Hideyoshi verbot bereits im Jahre 1587 Priestern die Verbreitung. Erst 1775 kam Carl Peter Thunberg, ein Schüler von Linné, auf die künstliche Insel Deshima bei Nagasaki, wo er als Arzt wirkte. Ihm gelang es erstmals, fünf Hydrangea-Arten zu beschreiben (1784). Siebold, der sich 1823–1829 und 1859–1862 in Japan aufhielt, gelang es erstmals, Pflanzen nach Europa zu bringen, so auch Hydrangea macrophylla „Otaksa“ nach Leyden. Siebolds Beschreibung von vier asiatischen Arten ist heute noch gültig. 1860 brachte der russische Botaniker Carl Johan Maximowitz im Auftrag des Zaren unter 400 lebenden Pflanzen auch viele Hortensien nach Sankt Petersburg.

Europa:
In England bestand sehr früh ein Interesse an Hortensien. 1736 wurde dort die erste Hydrangea arborescens von Peter Collison aus Amerika eingeführt. 1790 brachte Sir Joseph Banks eine rosa Art von China nach Kew Garden bei London. Innerhalb weniger Jahre wurde sie in ganz Europa bekannt. Im Jahre 1773 brachte der französische Botaniker Commerson die ersten Pflanzen nach Paris. In Deutschland wurden die ersten Pflanzen in großen Parks und Schlössern in Sachsen in Kübel gepflanzt – so in Pillnitz (seit ca. 1800–ca. 1980 vermutlich Otaksa) und in Weesenstein. Drei blühende Hortensien (Hydrangea macrophylla) wurden bereits auf der Blumenausstellung im Palais im Großen Garten in Dresden am 18. Mai 1829 gezeigt. Ab 1830 ordnete der Botaniker Nicole Charles Seringe diesen Hortensien den botanischen Namen Hydrangea macrophylla zu.

Namensgebung: Hortensie / Hortensia

Diesen Namen vergab nach Angaben von Jussieu der Botaniker Commerson 1771 zu Ehren einer gewissen Frau namens Hortense. Drei Frauen könnten der Anlass gewesen sein:

  • Hortense Barré: Diese junge Dame begleitete den von Frankreich aus gestarteten Botaniker Peter Commerson auf der Bougainville-Expedition (1766–1769) nach Amerika. Um der Entdeckung zu entgehen, verkleidete sie sich als junger Mann. Die Tatsache, dass ihr Vorname in Wirklichkeit Jeanne war, stellt die Sache allerdings in Frage.
  • Hortense Lepaute: Eine bekannte Astronomin, Frau eines bekannten Uhrmachers und Freundes von Commerson. Mehrere Autoren berichten, sie sei diejenige, die für die Namensgebung am ehesten in Frage kommt. Leider war ihr richtiger Vorname Nicole-Reine.
  • Madame Hortense de Nassau: Die Tochter des Prinzen von Nassau ist als Namensgeberin am wahrscheinlichsten, da ihr Vater an der Bougainville-Expedition teilnahm.

Die Meinung, dass die Pflanze nach Hortense, der Tochter von Kaiserin Josephine, benannt wurde, ist eher unwahrscheinlich. Sie wurde erst einige Jahre nach der Benennung der Hortensie geboren.

Botanische Besonderheiten der Garten- und Bauernhortensien

(Hydrangea macrophylla)

  • macrophylla [macro - gross-, phýllon - Blatt]
  • verholzende Sträucher mit fertilen[fértilis- fruchtbar] und sterilen[steríl- unfruchtbar] Blüten
  • die farblich großen und sichtbaren „Blüten“ sind aber meist nur sterile Schaublüten mit auffallenden Kronblatt artigen wesentlich vergrößerten Kelchen.
  • Blütenanlage wird nur bei abgeschlossenem Triebwachstum, ausgereiften Trieben und entsprechender Lichtintensität während der Freilandphase (Juni bis Oktober) gebildet.
  • Blütenbildung wird bei hohen Tagesmitteltemperaturen (> 18 °C) im August/
    September/ Oktober verzögert, es kann zu Blindtrieben kommen.
    Danach muss die angelegte Knospe ausreifen und wie bei anderen Gehölzen überwintern
    (Winterruhe). Also niemals im Herbst, Winter oder Frühjahr Triebe zurückschneiden, nur die alten Blüten abschneiden. Die Hortensie blüht immer nur am zweijährigen Holz.
  • Vermehrung identischer Nachkommen kann nur vegetativ durch Stecklinge erfolgen. In der Züchtung hingegen werden die Blüten verschiedener Pflanzen bestäubt (gekreuzt) und nach Ausreife ausgesät. Die entstandenen Nachkommen splitten dann mit einigen Erbanlagen oft völlig auf. Es entstehen neue Formen und Farben. Züchtung von Hortensien wird seit ca. 1879 in rund 40 Betrieben in Belgien, Deutschland, England, Frankreich, Holland und der Schweiz praktiziert.
  • Hydrangea macrophylla gibt es in 2 Typen.
    Hortensia- Typen Ballhortensien (gerundete Blütenköpfe)
    Lacecap- Typen Randblüten- Tellerhortensien
    „Spitzenhäubchen“ [en. lace- Spitze,Borte] benannt durch den berühmten Sammler und Züchter Haworth-Booth (fertile Blüten innen, sie färben sich nur schwach und unscheinbar aus und sterile Blüten außen am Rande des Blütenstandes)

Berühmte Hortensiengärten & Sammlungen

Einige der schönsten Hortensiengärten Europas beherbergen beeindruckende Sortensammlungen mit bis zu 800 verschiedenen Arten und Züchtungen. Besonders lohnenswerte Reiseziele für Hortensienliebhaber findest du in folgenden Ländern:

  • Belgien
  • Niederlande
  • Großbritannien
  • Irland
  • Frankreich
  • Deutschland

Fazit: Hortensien zählen zu den faszinierendsten Zierpflanzen weltweit. Ob als kulturelles Symbol in Japan oder als gärtnerische Meisterleistung in Europa – Hydrangea begeistert durch ihre beeindruckende Sortenvielfalt, ihr wechselndes Farbenspiel und ihre einzigartige Geschichte.

Zurück zum Blog

Hinterlassen Sie einen Kommentar

Bitte beachten, dass Kommentare vor der Veröffentlichung freigegeben werden müssen.